Dekonstruktion, Diskurshegemonie, Sprechort, Performanz – das waren lange Zeit die Stichworte eines postmodernen Feminismus, der in seinem Spiel der Sprache und der Identitäten von der Frage nach der gesellschaftlichen Objektivität absah. Das Partikulare galt ihm als nicht synthetisierbar und wer es doch in Begriffen aufzutun versuchte, sah sich dem Vorwurf des „Phallogozentrismus“, gar einer „Anbetung des monotheistischen, phallischen, autoritären und singulären Wortes, des einzigen und perfekten Namens“ ausgesetzt, wie sich Donna Haraway exemplarisch im einschlägigen Jargon ausdrückt.[1] Die Insistenz darauf, dass ein Ganzes existiere, das mehr sei als die Summe kontingenter Sprechakte, galt ihm als Ausweis einer universalistischen Hybris, jedes begriffliche Denken als unzulässige Sinnstiftung. Das Ende der Meta-Erzählungen ging mit der Substitution des Begriffs durch das dissoziierte „Rauschen“ einher. Indem der Feminismus zum radikalen Relativismus degenerierte, war er mehr ein Ausdruck des herrschenden Zeitgeistes als ein Versuch seiner Kritik.
Dieser neuen Begriffslosigkeit, der Geschichte an sich als „Erzählung der Fans westlicher Kultur“[2] gilt – abermals im O-Ton Donna Haraways –, mussten jene Teile der eigenen Theorietradition und -geschichte zum Opfer fallen, die mit der Verdrängung des schlechten Ganzen inkompatibel waren. Was an Analyse und Kritik der gesellschaftlichen Verhältnisse bereits durch einige Proponentinnen der Zweiten Frauenbewegung geleistet wurde, geriet unter die Räder des linguistic turn. Der Poststrukturalismus hat den marxistischen Feminismus der 1970er und 80er lediglich verdrängt, anstatt ihn kritisch aufzuarbeiten. In den letzten Jahren bröckelte allerdings diese „Diskurshegemonie“ des Dekonstruktivismus, während sich „materialistische“ Ansätze neuer Aufmerksamkeit erfreuen. Eine exponierte Stellung nimmt hierbei Silvia Federici ein, deren Werke in den letzten zehn Jahren diverse Übersetzungen und Neuauflagen erfahren haben. Federici war bereits in den 1970ern an marxo-feministischen Debatten beteiligt und vertritt einige ihrer damaligen Positionen bis heute. Was sie als materialistischen Feminismus ins Spiel bringt, weicht zwar vom Dekonstruktivismus deutlich ab, bezeichnet allerdings kaum mehr als das Recyceln des Marxo-Feminismus der Zweiten Frauenbewegung unter dem Vorzeichen der Krise. Was an diesem Feminismus, der unorthodox an Marx anknüpfte und zugleich die Erkenntnisgrenzen der Marxschen Kritik der Politischen Ökonomie benannte, bewahrenswert gewesen wäre, scheint bei Federici nicht mehr auf, in deren heutiger Theorie sich vor allem die problematischen Aspekte der damaligen Debatten konservieren.
- Die Hausarbeits-Debatte der 1970er…
In den 1970ern wurde innerhalb der Neuen Frauenbewegung eine Debatte um Form und Funktion der Reproduktionstätigkeiten unter kapitalistischen Verhältnissen geführt, an der auch Federici sich beteiligte. Ausgangspunkt der theoretischen Diskussion war die Kampagne „Lohn für Hausarbeit“, die in Italien ihren Ursprung hatte und sich alsbald in den meisten westlichen Staaten etablieren konnte. Ziel dieser Kampagne war es, die von Frauen verrichteten Reproduktionstätigkeiten sichtbar zu machen und zu politisieren, indem eine Lohnforderung für sie erhoben wurde. Die Differenz der monetären Vergütung zwischen Erwerbsarbeit und nicht entlohnter Reproduktionstätigkeit erachteten die Protagonistinnen der Kampagne als ursächlich für die Missachtung der letzteren und die gesellschaftliche Subordination derjenigen, die sie leisten.[3] Die Kampagne begab sich somit auch in Konflikt mit dem sozialistischen Feminismus und der marxistischen Linken, die die Berufstätigkeit von Frauen als den Königsweg der Emanzipation betrachteten. Mariarosa Dalla Costa, die in Italien die Kampagne angestoßen hatte, wandte sich explizit gegen diese übliche Sichtweise: „Wer glaubt, daß die Befreiung der Frau der Arbeiterklasse darin liegt, eine Arbeit außerhalb des Hauses zu finden, erfaßt nur einen Teil des Problems, aber nicht seine Lösung. Die Sklaverei des Fließbands ist keine Befreiung von der Sklaverei des Spülbeckens.“[4] Die Ablehnung der Erwerbsarbeit als vorgeblichem Transmissionsriemen in die befreite Gesellschaft handelte der Kampagne den Vorwurf ein, die sogenannte „Hausarbeit“ zu zementieren statt sie zu überwinden. Indes war dies durchaus nicht der Tenor all ihrer Vertreterinnen. Die Forderung „Lohn für Hausarbeit“ sollte Hausfrauen nicht mit ihrer Rolle versöhnen, sondern ein Bewusstsein schaffen für deren gesellschaftliche Bedeutung, die von Frauen nutzbar gemacht werden könne – etwa durch generelle Verweigerung der „Hausarbeit“ in Analogie zum Streik der Lohnarbeiter. Letztlich ist die Forderung nach „Lohn für Hausarbeit“ auch instrumentell zu verstehen, als Vehikel für ein Ziel, das jenseits einer Entlohnung liegen sollte und das Dalla Costa ausdrücklich benannte: es gehe schlussendlich darum, „die Hausfrauenrolle zu zerstören.“[5]
Dass eine Entlohnung der „Hausarbeit“, die vom Staat geleistet werden sollte, weder finanzierbar noch praktisch umsetzbar hätte sein können, liegt indes auf der Hand – nicht zuletzt deshalb, weil die Reproduktionstätigkeiten nicht nach Maßgabe der Lohnarbeit formalisiert und überprüft werden können: zeichnen sie sich doch gerade dadurch aus, nicht zu festen Arbeitszeiten und nach Stechuhr, sondern den ganzen Tag über und im Modus der „Zeitverausgabung“ (Frigga Haug) verrichtet zu werden, zudem in weitgehender Isolation, sodass eine Quantifizierung und Überprüfung der individuell geleisteten Tätigkeit kaum realisierbar wäre. Die Forderungen, aber auch die offensichtlichen Unzulänglichkeiten der Kampagne evozierten allerdings eine theoretische Auseinandersetzung mit der Frage nach Form und Funktion der Reproduktionstätigkeiten im Kapitalismus. Diese theoretische Auseinandersetzung speiste sich aus dem Bewusstsein, dass die „Hausarbeit“, vom androzentrischen Wissenschaftsbetrieb genauso wie von der marxistischen Linken kategorisch ausgeblendet, auch innerhalb der Neuen Frauenbewegung noch nicht hinreichend konzeptualisiert wurde. So motivierten sich etwa die Diskussionen der Frankfurter Gruppe „Lohn für Hausarbeit“ aus der Erkenntnis, „daß wir als Feministinnen und Intellektuelle das ,Problem Hausarbeit‘ keineswegs so gelöst hatten, wie wir geglaubt hatten […].“[6] Die Herausgeberinnen der „Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis“ attestieren der Neuen Frauenbewegung ein allgemeines „Theoriedefizit“ als „Folge der bewußten Ablehnung von Theorie überhaupt durch große Teile der Frauenbewegung, weil die heute herrschende technokratische Theoriebildung und Analyse als etwas Männliches, gleichzeitig aber auch als einzig mögliche Form von Theorie überhaupt angesehen wird.“ Die Notwendigkeit theoretischer Reflexion erhoben sie gegen ein solches Theorieverständnis „zu einer dringenden Forderung der Bewegung.“[7] Ein solches theoretisches Bedürfnis, wie es hier als allgemeines Desiderat der Neuen Frauenbewegung – auch gegen den zu dieser Zeit in feministischen Kreisen aufkommenden Weiblichkeitskult – formuliert ist, veranlasste einige Feministinnen aus dem Kontext der „Lohn für Hausarbeit“-Kampagne, einen kritischen Begriff der Reproduktion als gesellschaftlicher Form zu entwickeln.
- …und deren ökonomietheoretische Kurzschlüsse
Während der traditionelle Marxismus die gesellschaftliche Situation der Frauen zum bloßen „Nebenwiderspruch“ des als zentral deklarierten Klassenkampfes erklärte, waren die feministischen Theoretikerinnen aus dem Umfeld der Hausarbeits-Kampagne um eine unorthodoxe Marx-Rezeption bemüht. Statt mit den marxistischen Verkürzungen die Marxsche Theorie rundherum abzulehnen, wie es in anderen Teilen der Frauenbewegung etwa um Alice Schwarzer üblich war, sollten deren Schwächen aufgezeigt und überwunden werden. Eine Kritik des Geschlechterverhältnisses könne auf eine ökonomietheoretische Reflexion nicht verzichten.
Die Erzeugung von Wert geschieht Marx zufolge bekanntlich in der Sphäre der Warenproduktion, in der abstrakt menschliche Arbeit verausgabt und in Form der Ware materialisiert wird: „Um aus dem [produktiven, PS] Verbrauch einer Ware Wert herauszuziehn, müßte unser Geldbesitzer so glücklich sein, innerhalb der Zirkulationssphäre, auf dem Markt, eine Ware zu entdecken, deren Gebrauchswert selbst die eigentümliche Beschaffenheit besäße, Quelle von Wert zu sein, deren wirklicher Verbrauch also selbst Vergegenständlichung von Arbeit wäre, daher Wertschöpfung. Und der Geldbesitzer findet auf dem Markt eine solche Ware vor – das Arbeitsvermögen oder die Arbeitskraft.“[8] Die tautologische Selbstverwertung des Kapitals fußt auf der Eigenschaft der Arbeitskraft, mehr Wert zu erzeugen, als zu ihrer eigenen Reproduktion nötig ist. Der Wert der Arbeitskraft und der von ihr in der Produktion geschaffene Wert sind nicht identisch, letzterer geht über ersteren hinaus, was die Akkumulation von Kapital überhaupt erst ermöglicht. Der Wert der Ware Arbeitskraft bestimmt sich Marx zufolge aus den Kosten, die die Reproduktion derselben erheischt: „Die Existenz des Individuums gegeben, besteht die Produktion der Arbeitskraft in seiner eignen Reproduktion oder Erhaltung. Zu seiner Erhaltung bedarf das lebendige Individuum einer gewissen Summe von Lebensmitteln. Die zur Produktion der Arbeitskraft notwendige Arbeitszeit löst sich also auf in die zur Produktion dieser Lebensmittel notwendige Arbeitszeit, oder der Wert der Arbeitskraft ist der Wert der zur Erhaltung ihres Besitzers notwendigen Lebensmittel.“[9] An diesem Punkt der Marxschen Analyse setzt nun die feministische Kritik an, denn die Selbsterhaltung des Arbeiters stellte für Marx kein theoretisches Problem dar. Während er davon ausging, dass die Reproduktion der Arbeitskraft gleichsam von selbst geschehe, ist „die Existenz des Individuums“ keinesfalls an sich „gegeben“. Die Reproduktionstätigkeiten, die konstitutiv für die Ware Arbeitskraft und damit für den gesamten kapitalistischen Akkumulationsprozess sind, bilden den „blinden Fleck in der Kritik der politischen Ökonomie“, wie Claudia von Werlhof[10] sich exemplarisch ausdrückte. Silvia Kontos und Karin Walser bezeichneten daher die „Hausarbeit als die dem Mehrwert abgewandte Seite der kapitalistischen Ökonomie […] Als Produktion und Reproduktion des ,dem Kapitalisten unentbehrlichsten Produktionsmittels, des Arbeiters selbst‘ ist die Hausarbeit der Frau unmittelbare Voraussetzung der Lohnarbeit und kann nicht als vorkapitalistisches Relikt begriffen oder in einen Bereich ,jenseits‘ der Wirtschaft verwiesen werden.“[11] Was sich hier in ersten Ansätzen formuliert findet, hat später im Abspaltungstheorem von Roswitha Scholz eine eingehende Darstellung erfahren, obgleich Scholz mit ihrem kritischen Begriff der Abspaltung nicht allein auf die Reproduktionstätigkeiten zielt, sondern darüber hinaus auf eine „gebrochene Totalität“, die neben der ökonomischen auch die sozialpsychologische und symbolische Dimension des Geschlechterverhältnisses umfasst. „Die Herausbildung der abstrakten Arbeit und der Abspaltung“, so Scholz, „ist somit – historisch und logisch – grundsätzlich gleichursprünglich; es kann also das eine gegenüber dem anderen nicht als Erzeuger angesehen werden. Beide sind jeweils die Voraussetzung für die Konstitution des anderen.“[12]
Die von Scholz angesprochene historische Gleichursprünglichkeit von Wert und Abspaltung wurde erstmals in der Hausarbeits-Debatte – hier noch weitgehend beschränkt auf Produktion und Reproduktion – zum Gegenstand feministischer Historiographie. Was vormals als überkommener Anachronismus oder als Naturtatsache angesehen wurde, unterzogen etwa Gisela Bock und Barbara Duden einer historischen Untersuchung, die eben jene Gleichursprünglichkeit zum Thema hatte: „Unsere These ist folgende: Hausarbeit ist relativ neuen Ursprungs, sie hat ihre Anfänge im 17./18. Jahrhundert mit den Anfängen des Kapitalismus und entfaltet sich, ungleichzeitig in den verschiedenen Ländern und Regionen, in dem Zeitraum nach der industriellen Revolution. Sie ist nicht ein zeitloses biologisches Schicksal der Frau, sondern ein historisch bestimmtes und bestimmbares Phänomen, das einer ebenso historisch bestimmten Epoche der kapitalistischen Gesellschaft zuzuordnen ist.“[13]
Die „alte Gesellschaft“ des Mittelalters beruhte Bock und Duden zufolge noch auf der „Familienwirtschaft“ als „wirtschaftliche[r] Einheit“, in der eine Trennung von Produktion und Reproduktion noch nicht existierte. Erst mit der kapitalistischen Produktionsweise in der Neuzeit spaltete sich die häusliche Gesamtwirtschaft in bezahlte Lohnarbeit und unbezahlte „Hausarbeit“ auf. Innerhalb dieses „familialen Gesamthaushalts“ habe es keinen abgetrennten Privatbereich der Reproduktion gegeben, für den Frauen zuständig gewesen wären.[14]
Wo noch keine materielle Trennung von Produktion und Reproduktion existierte, hätte auch noch keine Idealisierung eines vorgeblich weiblichen Geschlechtscharakters bestanden. Das Bild der „passiven, sanften und freundlichen Ehefrau, Hausfrau und Mutter“ hätte sich erst im 17. Jahrhundert entwickelt und sei erst im späten 18. Jahrhundert zum gesellschaftlich herrschenden Ideal geworden. Duden und Bock schildern, wie sich Intellektuelle der Aufklärungszeit dem Entwurf eines weiblichen Ideals widmeten, das die Frau als sittsames und tugendhaftes Wesen imaginierte, deren Geschlechtscharakter auf natürliche Weise dem Tätigkeitsbereich der „Hausarbeit“ entspreche.[15] Mit der Domestizierung der Frauen gehe die Idealisierung des „Weiblichen“ einher. Bock und Duden schaffen hier eine Verbindung zwischen der historischen Entwicklung der „Hausarbeit“ und den Weiblichkeitsideologien, die dieser Entwicklung korrespondieren. Sie formulieren den Ansatz einer Kritik der „imaginierten Weiblichkeit“[16], der in der feministischen Kritik in den folgenden Jahrzehnten noch intensivere Beschäftigung erfuhr.[17]
Indem Bock und Duden, deren historische Ausführungen innerhalb der Frauenbewegung noch einige Zeit als Klassiker firmierten, den Schein des Naturhaften, der der Reproduktion und dem weiblichen Geschlechtscharakter anhaftet, als Gewordenes aufdeckten, leisteten sie Ideologiekritik im besten Sinne.
Die sogenannte „Hausarbeit“ wurde nicht nur historisch als Kehrseite der Lohnarbeit, als genuin kapitalistische Form, dechiffriert, sondern auch in ihrer spezifischen Funktionslogik, die sich von der Lohnarbeit notwendig abhebt. Ilona Ostner attestiert der Reproduktion in ihrem Buch „Beruf und Hausarbeit“ von 1978 eine von der Lohnarbeit abweichende „Logik“ und „Zeitstruktur“[18]: Die Reproduktion der Arbeitskraft, der eigenen, vor allem aber der des Ehemannes und der Kinder, sprich der prospektiven Arbeitskräfte, kann nicht im rationalen Akkordmodus geschehen, sondern erfordert eine Vorgehensweise jenseits des ökonomischen Kalküls. Die Form der „Hausarbeit“ zeichnet sich ihr zufolge durch die „Naturwüchsigkeit der Arbeitsaufgabe“[19] aus. Gemeint ist damit nicht, dass die Reproduktion selbst eine anthropologische Konstante sei – dies weist Ostner ausdrücklich zurück –, sondern dass der Gegenstand der Reproduktion ein lebendiger und bedürftiger sei. Ostner betont daher die Empathie als Anforderung und Zumutung der auch psychischen und emotionalen Reproduktion. Hinzu kommt der informelle Charakter der „Hausarbeit“, die nicht arbeitsteilig organisiert ist, sich nicht an Arbeitszeiten misst, sondern sich durch umfassende „Ganzheit“ und das Fehlen von Freizeit auszeichnet. Wer die Reproduktion für andere leistet, geht mit ihrer ganzen Person in diese ein, ermangelt des Refugiums des „trauten Heimes“, das sie selbst zu schaffen hat: „Die Hausarbeit muß beständig die Destruktion und die Defizite ausgleichen, die aus dem Produktionsprozeß kommen. Sie muß Gegenerfahrungen vermitteln, Erfahrungen des ,eigentlichen‘ Lebens, einer anderen Welt […].“[20] „Als Hausfrauen“, so beschreibt Sigrid Metz-Göckel diese Lebensrealität, „arbeiten Frauen ohne Lohn und Zeitbegrenzung in persönlicher Abhängigkeit vom Ehe-Mann. Sie geben ihre Arbeitskraft, ihren Körper, ihre Gefühle und ihre materielle Sicherheit dem Ehe-Mann und den Kindern, dabei investieren sie mit ihrem ganzen Leben in die Beziehungen und ihre Familie, unabhängig von der Entschädigung zu ihren Gefühlen.“[21] Gerade in dieser der Lohnarbeit kontrastierenden Spezifik des Informellen begreift Ostner die Reproduktion als „formbestimmt“.[22] Roswitha Scholz, die an Ostners Überlegungen anknüpfte und sie im Rahmen der Wert-Abspaltungs-Kritik weiterentwickelte, bezeichnete die Abspaltung treffend als „Form der Formlosigkeit“.[23]
Diese ersten Ansätze einer dialektischen Zwieschlächtigkeit des „warenproduzierenden Patriarchats“ (Scholz), die das „Andere der Warenform“ auf kategorialer Ebene einbeziehen, wurden innerhalb der Hausarbeits-Debatte allerdings von den meisten Diskutantinnen wieder in die androzentrische Form zurückgebogen, worauf bereits die Bezeichnung der Reproduktionstätigkeiten als „Arbeit“ hinweist. Anstatt der gespaltenen Gesamtlogik der kapitalistischen Gesellschaft weiter nachzugehen, reintegrierte man die als Arbeit deklarierten Reproduktionstätigkeiten in den begrifflichen Rahmen der Maxschen Kritik. „Hausarbeit“ sei genau wie die Lohnarbeit eine Form „produktiver Arbeit“, nur als solche – weil unentlohnt – gesellschaftlich nicht anerkannt. Mariarosa Dalla Costa war die erste, die „Hausarbeit“ in ihrem Gründungsmanifest der Hausarbeits-Debatte als wertschaffende Tätigkeit konzeptualisierte. Selma James spricht in Rekurs auf Dalla Costa von der Familie als einem „Zentrum gesellschaftlicher Produktion“ und der „Hausarbeit“ als einer „verborgene[n] Quelle von Mehrwert“.[24] Dalla Costa war darum bemüht, die Reproduktion genauso wie die Lohnarbeit unter dem Aspekt der Wertproduktion zu analysieren: „Es muß klargestellt werden“, schreibt sie, „daß, innerhalb des Lohnzusammenhangs gesehen, die Hausarbeit über die Produktion reiner Gebrauchswerte hinaus eine wesentliche Funktion in der Produktion des Mehrwerts erfüllt […]“. Der Lohn des Mannes, so Dalla Costas Argumentation, habe nicht nur die Kosten seiner eigenen Reproduktion zu decken, sondern auch die Kosten, die diese – nicht von selbst geschehende – Reproduktion zusätzlich verursache. Der Lohn enthalte folglich nicht nur die Reproduktionskosten des Arbeiters, sondern auch diejenigen seiner Frau und Familie, decke damit die Arbeitskosten nicht nur seiner Arbeitskraft, sondern auch die der weiblichen Arbeitskraft innerhalb der Haushalts. „Das heißt, der Lohn kommandiert mehr Arbeitsleistungen, als die Tarifverträge in der Fabrik erkennen lassen.“ Die von der Hausfrau geleistete Reproduktion der Arbeitskraft trage zur Warenproduktion mittelbar bei, denn ohne einen reproduzierten Arbeiter gäbe es keine kapitalistische Wertproduktion. Anders als bei der Lohnarbeit erscheine die „Hausarbeit“ zwar nicht als wertschaffende Arbeit, sondern als „persönliche Dienstleistung außerhalb des Kapitals“, also in „verschleierte[r] Form“. Eine kritische Aufdeckung dieses Scheins entlarve jedoch, dass „die Hausarbeit produktive Arbeit im Marxschen Sinn ist, das heißt also Arbeit, die Mehrwert produziert.“[25]
Dalla Costa appliziert die Marxschen Begriffe auf die Reproduktionstätigkeiten und beraubt sie damit ihres Inhalts. Marx hatte selbst durchaus zugestanden, dass der Lohn eines Arbeiters nicht nur für seine eigene, sondern auch für die Reproduktion seiner Familie und damit der zukünftigen Arbeitergenerationen hinreichen müsse. Das ändert indes wenig daran, dass allein die Arbeit, die innerhalb der Produktion verausgabt wird, sich als wertschaffende in der produzierten Ware sedimentiert. Die Reproduktion der Arbeitskraft ist zwar die Voraussetzung der Produktion, nicht aber diese Produktion selbst. Die Ausweitung der Marxschen Terminologie auf die Reproduktionstätigkeiten zeigt lediglich an, dass Dalla Costa und mit ihr viele Protagonistinnen der Hausarbeits-Debatte auf einen begrifflichen Monismus abonniert blieben, der ein Verständnis der Reproduktion als dialektischer Kehrseite der Warenproduktion verstellt.
Eine solche Applikation der Marxschen Termini auf die Reproduktion evozierte bei manchen Autorinnen allerdings auch ein Unbehagen. Die Herausgeberinnen der „Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis“ gaben zu bedenken, dass die Anwendung des Begriffs der „produktiven Arbeit“ auf die Reproduktionstätigkeiten mehr Probleme schaffe, als sie zu lösen vermöge. Die Analyse der „Hausarbeit“ benötige, weil sie jenseits der von Marx fokussierten Fabrikproduktion angesiedelt sei, auch ein darüber hinausweisendes begriffliches Instrumentarium. „Am Beispiel der immer wieder neu aufbrechenden Debatte über die Frage, ob Hausarbeit produktiv sei, wird deutlich, daß der Begriff der ,produktiven Arbeit‘, so wie er im ,Kapital‘ verwandt wird, den größten Teil aller Frauenarbeiten nicht faßt. Mit welchem Begriff sollen wir nun diese Arbeit, die dennoch, wie alle zugeben, eine Voraussetzung der ,produktiven Arbeit‘ ist, bezeichnen? Es hilft uns nicht weiter, wenn wir unbezahlte Hausarbeit nun unsererseits voluntaristisch als produktive Arbeit bezeichnen. Dieser Versuch wird von vielen Frauen gemacht, die Begriffe der politischen Ökonomie mehr als Versatzstücke und ohne klare Begründung in ihren Analysen verwenden. Wir kommen natürlich auch nicht weiter, wenn wir der ,reinen Lehre‘ folgend, diese Arbeit weiter als unproduktive – aber ,notwendige‘ Arbeit fassen. Was heißt hier notwendig?“[26] Diese bemerkenswerte Reflexion weist auf eine doppelte Schwierigkeit der feministischen Neubestimmung der Reproduktion hin: Einerseits ist nicht viel gewonnen, wenn die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie einfach auf sie ausgeweitet wird – andererseits will man sich auch nicht mit der „reinen Lehre“ des traditionellen Marxismus bescheiden, der die Reproduktion schlicht ausklammert.
Im selben Heft, in dem diese Überlegung einleitend formuliert ist, unternimmt Claudia von Werlhof einen Versuch, die Reproduktion als Seite der kapitalistischen Gesellschaft zu begreifen, ohne sie dem Verdikt „produktiver Arbeit“ zu subsumieren und sie damit analytisch der Lohnarbeit anzugleichen. Sie kritisiert am Marxismus, dass dieser zwar durchaus in der Lage sei, eine „Heterogenität“ im Verhältnis zwischen kapitalistischen Zentren und der Peripherie zu konstatieren, aber innerhalb der Zentren immer noch von einer ökonomischen „Homogenität“ ausgehe. Gegen eine solche „Homogenität“, die auch Dalla Costas Ansatz eigen ist, versucht von Werlhof, das Kapital gleichsam als Doppelstruktur zu begreifen, in der sich Produktion und Reproduktion gegenseitig ausschließen und zugleich doch bedingen. Es sei geradezu das „Typische“ des Kapitalismus, „daß eines seiner Teilverhältnisse immer ergänzt werden muß durch mindestens ein anderes, das dadurch wiederum zu ihm in Widerspruch steht.“ Von Werlhof spricht daher von einem „ergänzend-widersprüchliche[n]“ Verhältnis. Die Stärke ihrer Analyse liegt gerade darin, dass sie die kapitalistische Gesellschaft als eine begreift, die sich durch eine von ihr benötigte und geschaffene Heterogenität hindurch erhält, durch das „andauernde[ ] Ineinanderübergehen[ ] widersprüchlicher Verhältnisse“.[27] Die oben zitierte Frage: „Was heißt hier notwendig?“ erfährt durch Claudia von Werlhofs Beitrag eine Antwort, die sich teilweise jenseits der beiden verworfenen Alternativen von „reiner Lehre“ oder Subsumtion unter die Marxschen Kategorien bewegt. Sie begreift das Kapitalverhältnis als eine Dialektik von Lohn- und „Hausarbeit“, ohne das je eine „Teilverhältnis“ im anderen aufzulösen. Hierin hebt sie sich allemal von Dalla Costas monistischer Applikation des Arbeitsbegriffes ab.
Dennoch vermochte auch von Werlhof nicht, ihren Ansatz der „Heterogenität“ jenseits der marxistischen Begriffe als basale Widerspruchslogik der kapitalistischen Vergesellschaftung zu bestimmen und damit eine Abstraktionsebene sui generis zu eröffnen. In Rekurs auf Rosa Luxemburgs Imperialismustheorie setzt sie stattdessen die Heterogenität von Produktion und Reproduktion in Analogie zur Heterogenität, die im Verhältnis zwischen „Erster“ und „Dritter Welt“ herrsche. Nach Luxemburg zeichnet sich das Kapitalverhältnis dadurch aus, dass es stets auf ein nichtkapitalistisches „Außen“ verwiesen sei, auf noch nicht kapitalisierte Gesellschaften. Der Akkumulationsdrang des Kapitals könne nur befriedigt werden, wenn es in dieses „Außen“ expandiere und es kapitalisiere. Das Kapital sei also auf einen ständigen Stoffwechselprozess mit ihm fremden Produktionsweisen angewiesen, erhalte sich im Modus einer permanent „fortgesetzten ursprünglichen Akkumulation“. Von Werlhof analogisiert nun die von Luxemburg intendierte „Makro“-Ebene, sprich das Verhältnis zwischen „Erster“ und „Dritter Welt“, und die „Mikro“-Ebene innerhalb der „Ersten Welt“: das Verhältnis zwischen Mann und Frau, Lohnarbeit und Reproduktion. Den Kapitalismus begreift sie als eine zwieschlächtige Form, als „zweifaches Verhältnis, dessen eine Seite Lohnarbeit und dessen andere Seite Nicht-Lohnarbeit“ bildet. Als „Nicht-Lohnarbeit“ figurieren hier nun moderne Reproduktionstätigkeiten und nicht-kapitalistische Subsistenzproduktionen gleichermaßen. In sehr schematischer Weise setzt von Werlhof die Reproduktionstätigkeit von Frauen im Kapitalismus mit der Subsistenztätigkeit nicht-kapitalistischer oder zumindest nicht völlig kapitalisierter Bauern gleich: „Der Lage der Frau am ähnlichsten ist die Lage der bäuerlichen Subsistenzproduzenten und der ,marginalisierten Masse‘ der städtischen ,Existenz‘- Produzenten in der Dritten Welt.“[28] Indem Frauen wie die vormals unbehelligten und nunmehr kolonisierten Bauern der Peripherie als außerhalb des Kapitalverhältnisses stehend und durch „fortgesetzte ursprüngliche Akkumulation“ vereinnahmend begriffen werden, wird aus dem Patriarchat als einem inneren Gegensatz der kapitalistischen Gesellschaft ein äußerer: Das Kapital okkupiere die Reproduktionstätigkeiten der Frauen genauso, wie es sich die Kolonien einverleibe. So kassiert von Werlhof ihre eigene Erkenntnis wieder, derzufolge die Reproduktion im widersprüchlichen „Innen“ der Gesellschaft selbst zu verorten sei. Indem sie die Reproduktion kurzerhand aus dem negativen Ganzen ausklammert und zum „Außen“ des Kapitals, gleichsam zum unschuldig Unterdrückten erklärt, legt von Werlhof die Grundlage für deren Romantisierung, die sie in den 1980ern und 90ern zusammen mit Maria Mies und Veronika Bennholdt-Thomsen vornehmen sollte.
- Federicis Subsistenzemphase
In ihren frühen Texten der 1970er Jahre argumentierte Silvia Federici in Anschluss an Dalla Costa dafür, die „Hausarbeit“ als produktive Arbeit zu benennen und dementsprechende Lohnforderungen zu erheben. Dieser beschränkte Ökonomismus ging immerhin noch mit der Ablehnung der geschlechtlichen Arbeitsteilung einher, sollte doch auch Federici zufolge die Forderung nach „Lohn für Hausarbeit“ dazu dienen, die geschlechtliche Arbeitsteilung erst zu politisieren und letztlich als solche abzuschaffen: „Es muss jedoch klargestellt werden, dass unsere Aussage, bei der Arbeit, die wir im Haushalt leisten, handle es sich um kapitalistische Produktion, nicht den Wunsch ausdrückt, als Teil der ,Produktivkräfte‘ legitimiert zu werden, dass sie mit anderen Worten keinen Rückgriff auf Moralismus darstellt. […] Wenn wir feststellen, dass wir Kapital produzieren, stellen wir letztlich fest, dass wir das Kapital zerstören können und wollen, und dass wir lieber das tun wollen, als einen aussichtslosen Kampf für unsere Verlegung von einer Form und Stufe der Ausbeutung auf eine andere zu führen.“[29] Dieser zwar ökonomistische, aber immerhin doch bestimmte Impetus der Abschaffung wich in den folgenden Arbeiten allerdings einer zunehmenden Aufwertung der Reproduktionstätigkeiten. In einem Vorwort zur deutschen Auflage einiger älterer und neuerer Texte von 2012 schrieb Federici, ihre Sicht auf die Reproduktion habe sich von der „Verweigerung“ mehr und mehr zur „Aufwertung“ derselben verschoben. Sie vermeint nunmehr einen Doppelcharakter der „Hausarbeit“ zu erkennen, da sie zwar einerseits die Funktion erfülle, Arbeitskraft für das Kapital zu reproduzieren, andererseits aber auch „wichtig [sei] für unseren Kampf und unsere Reproduktion.“ Einigermaßen kitschig unterfüttert sie diese affirmative Wende mit einer Anekdote aus dem mütterlichen Haushalt: „Bis heute sind einige der Erinnerungen aus meiner Kindheit, die mir lieb und teuer sind, die Bilder, wie meine Mutter Brot, Nudeln, Tomatensauce, Kuchen und Liköre herstellt und dann strickt, näht, flickt, stickt und sich um ihre Pflanzen kümmert. […] Als Kind sah ich ihre Arbeit, als Feministin lernte ich, ihre Kämpfe zu sehen und mir wurde klar, wie viel Liebe in dieser Arbeit steckte und wie viel es meine Mutter kostete, dass diese Arbeit meist als selbstverständlich betrachtet wurde und sie nie über eigenes Geld verfügen konnte und für jeden Cent, den sie ausgab, von meinem Vater abhängig war.“[30] Weil im Haushalt nicht nur das Kapital, sondern auch „unser Leben“ reproduziert würde, erhebt Federici den vormaligen Gegenstand der Abschaffung zum Ort wahrer Bedürfnisbefriedigung und zum Ort des Kampfes gegen das Kapital. Damit befindet sie sich im Einklang mit aktuellen Care-Theorien wie der von Gabriele Winker, dem akademischen Sprachrohr der sogenannten „Care Revolution“. Winker präferiert den Care-Begriff gegenüber dem der „Reproduktionsarbeit“, da letzterer auf „Form und Funktion dieser Arbeit im Kapitalismus“ ziele, „Care“ hingegen „die Arbeitsinhalte“ in den Blick nehme.[31] Qua dieser unverblümt offenen Ausblendung von „Form und Funktion“ der Reproduktion erweist sich für Winker „Care-Arbeit“ als Modus wahrer Fürsorge gegenüber anderen und sich selbst, der nur äußerlich vom Kapital okkupiert werde.
Vor allem aber ist Federicis Positivierung der Reproduktion kompatibel mit der Bielefelder „Subsistenzperspektive“, auf die sie sich in ihren späteren Texten immer wieder bezieht. War bereits in Claudia von Werlhofs oben geschilderten Überlegungen zur Analogie von „Hausarbeit“ und kolonialer Ausbeutung eine Affirmation des vorgeblichen „Außen“, das heißt der Reproduktion und der bäuerlichen Subsistenz, angelegt, wurde diese Tendenz in späteren Texten der Bielefelder Autorinnen vereindeutigt. Verschiedene Formen der Subsistenz in der „Dritten Welt“ sowie in Ökodörfern und auf unabhängigen Bauernhöfen in den Industriestaaten werden als nicht entfremdete Lebensweisen der westlichen Dekadenz kontrastiert. Subsistenz ziele auf das „Lebens-Notwendige, Lebenswichtige“, nicht auf das Maßlose und Tote.[32] Da der Kapitalismus nicht den versprochenen Fortschritt erwirkt habe, sondern stattdessen nur Massenarbeitslosigkeit, Deindustrialisierung und Umweltkatastrophen, besetzen die Bielefelderinnen die selbstgenügsame Subsistenz vormoderner Gesellschaften oder deren Rudimente und entblöden sich dabei auch nicht, sogar das „Ganze Haus“ mittelalterlicher Verhältnisse als utopischen Ansatz ins Spiel zu bringen.[33] Diese Sozialromantik des bornierten Lebens läuft am Ende zielsicher auf die Emphase der Naturverbundenheit hinaus, als deren wahre Trägerinnen wenig überraschend die Frauen figurieren: „Das Leben kommt aus den Frauen und die Nahrung kommt aus dem Land“, das ist die „einfache Wahrheit“ des Bielefelder Subsistenzansatzes.[34]
Federici greift nun die Theorie der „fortgesetzten ursprünglichen Akkumulation“ der Bielefelderinnen auf und bezieht diese auf die Globalisierung des Kapitals seit den 1980er Jahren. Die sogenannten Strukturanpassungsprogramme, die den Entwicklungsländern IWF und Weltbank seither aufgezwungen werden, haben zweifelsohne die Zerstörung überkommener Subsistenzstrukturen und damit die Verelendung großer Bevölkerungsmassen zur Folge. Die Analogie von Konstitutionsphase des Kapitals und sogenannter Globalisierung, die mit dem Verweis auf die „ursprüngliche Akkumulation“ unterstellt wird, trägt indes nicht sonderlich weit, sind doch diese Strukturanpassungsprogramme Ausdruck der fundamentalen Verwertungskrise des Kapitals, das durch Abbau aller noch existierenden Funktionshindernisse und sozialstaatlicher Garantien den eigenen Kollaps hinauszuzögern sucht, vor allem aber Zwangsmaßnahmen, um die Schuldentilgung der verheerten Dritt-Welt-Länder zu garantieren – keinesfalls indes ein ,Neokolonialismus‘ im Sinne fortgesetzter Kapitalakkumulation auf noch unkapitalisiertem Gebiet.[35]
Um der Gefahr einer totalen Kommodifizierung des Lebens durch Strukturanpassung im globalen Süden und neoliberale Politik in den Zentren zu opponieren, setzt Federici auf eine „Politik der Commons“, die im Interesse der Frauen genauso wie den Opfern der Strukturanpassungen in der Dritten Welt stehe. Mit Commons sind Subsistenzgüter aller Art gemeint, die zwecks autonomer Reproduktion gegen ihre Kapitalisierung verteidigt beziehungsweise aktiv wiederangeeignet werden sollen. Das reicht von virtuellen Internetgütern über Reste gemeinschaftlich verwalteten Bodens bis hin zur Bewahrung von Gewässern vor kommerzieller Überfischung. Als Nonplusultra der Commons figuriert das „Urban Gardening“, das Federici wieder im utopischen Sprech als Muster des wahren Lebens anzupreisen weiß: „Die Gärten sind weitaus mehr als nur eine Quelle der Ernährungssicherheit. Sie sind Zentren der Gesellschaftlichkeit, der Wissensproduktion sowie des kulturellen und intergenerationellen Austausches. Urbane Gärten stärken den ,Zusammenhang der Community‘ […] [s]ie sind Orte, wo Menschen nicht nur zusammenkommen, um den Boden zu bestellen, sondern auch um Karten zu spielen oder Hochzeiten, Babyparties und Geburtstage zu feiern. […] Die bedeutendste Eigenschaft urbaner Gärten ist jedoch, dass sie für den Verbrauch im Stadtviertel produzieren, und nicht für kommerzielle Zwecke.“[36] An anderer Stelle weist Federici ihre Commons-Politik als Variante der Bielefelder Subsistenzperspektive aus: „Wir sehen auch, dass die Subsistenzproduktion zu einer solidarischen Lebensweise beiträgt, die nicht auf Wettbewerb basiert und für den Aufbau einer neuen Gesellschaft entscheidend ist. Das ist die Grundlage für das, was Veronika Bennholdt-Thomsen und Maria Mies die ,andere Wirtschaft‘ nennen, in der ,das Leben und alles, das es braucht, um das Leben auf dem Planeten zu produzieren und zu bewahren, im Zentrum der ökonomischen und sozialen Tätigkeiten steht‘ und die sich gegen die ,nicht enden wollende Anhäufung toten Geldes stellt‘.“[37]
Federicis neuerliche Popularität speist sich nicht zuletzt aus dieser konkretistischen Opposition von „gutem Leben“ und „totem Geld“. Denn seit die fundamentale Verwertungskrise des Kapitals sich nicht mehr nur in der Peripherie, sondern auch in den westlichen Zentren selbst bemerkbar macht, scheint die dekonstruktivistische „Uneigentlichkeit“ gegenüber der Besinnung auf das „Eigentliche“ an Bedeutung zu verlieren. Das diffuse Krisenbewusstsein, das sich seit der Finanzkrise 2008 eingestellt hat – die unbestimmte Ahnung also, dass es „so“ nicht weitergehen könne –, antizipiert vorauseilend die kommenden Krisenschübe, indem es die Subsistenz des nackten Lebens nicht nur gegen die prospektiven Verheerungen der Krise zu retten sucht, sondern den Verzicht und das bornierte Selbermachen auch noch als Möglichkeit zur Genesung der vorgeblich vom Geld okkupierten Gesellschaft zelebriert. In der Wende vom Dekonstruktivismus zu neuen „Materialismen“ innerhalb des Feminismus – hier nur exemplarisch an Federici dargestellt – reflektiert sich folglich die allgemeine Tendenz, die Zuspitzung der Krise im Modus neuer Eigentlichkeit ideologisch zu verarbeiten.[38]
- „Kämpfe“ statt Krise
Silvia Federici weiß zwar auf phänomenologischer und politischer Ebene die Krisenprozesse seit den 1970ern eingehend zu beschreiben, nimmt allerdings keine ökonomiekritische Einordnung dieser Entwicklungen vor, sondern begreift sie als Resultate subversiver Kämpfe. Gesellschaftliche Veränderung motiviert sich ihr zufolge allein aus dem widerständigen Verhalten gesellschaftlicher Akteure. Die in den 1970ern einsetzende „Globalisierung“ erachtet sie als „kapitalistische Konterrevolution“ gegen die Errungenschaften der sozialen Bewegungen im Nachgang von 1968 und signalisiert damit ihre hoffnungslose Überschätzung linker Politikpraxis: „Feminist_innen wie ich [waren] Mitte der 1970er Jahre in der Lage, die sich entfaltende kapitalistische Krise nicht nur als Antwort auf eskalierende Fabrikkämpfe und den wachsenden Widerstand zu begreifen, den die neue Generation von Menschen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der Karibik gegen das Erbe des Kolonialismus leistete, sondern auch als Reaktion auf die Verweigerung der Hausarbeit durch Frauen.“[39] Dass die historische Dynamik des Kapitals allein als Reaktion auf die „Kämpfe“ des – postmodern diversifizierten – revolutionären Subjekts zu begreifen sei, dessen Praxis gleichsam die Binnenentwicklung des Kapitals regiere, ist ein Gedanke, den Federici aus dem Operaismus übernommen hat. In Anschluss an Antonio Gramsci hatte dieser italienische Marxismus einen „Primat der Politik“ als theoretisches Dogma entwickelt: Im Gegensatz zu Marx begriff Gramsci die Politik als „autonome Tätigkeit“ innerhalb gegebener historischer Kontexte und Grenzen. Er fragte danach, welchen Platz „die politische Tätigkeit in einer systematischen (kohärenten und konsequenten) Weltauffassung, in einer Philosophie der Praxis einnehmen muss.“[40] Im Sinne einer Autonomisierung dessen, was vormals als „Überbau“ galt, ist die Politik für Gramsci der Dreh- und Angelpunkt gesellschaftlicher Praxis. Für ihn ergibt sich die Herrschaft einer Klasse nicht als determinierte aus der objektiv geschichtlichen Situation. Stattdessen begreift er Politik als einen Kampf um „Hegemonie“, der von den subalternen Klassen auf ganzer Bandbreite, das heißt auch in allen Bereichen der sogenannten „Zivilgesellschaft“, geführt werden müsse, um die Staatsmacht zu erlangen. Gegen den falschen Determinismus orthodoxer Provenienz tritt Gramsci für eine nicht weniger falsche unterdeterminierte Konzeption der Politik als autonomer Handlungsform ein. Dass Gramsci gleichsam den politischen Aktivismus gegen den Verweis auf ökonomische Sachzwänge ausspielt, deutet er selbst an, wenn er die Oktoberrevolution – für Gramsci eine politische Revolution ohne die im historisch-materialistischen Sinne „notwendige“ ökonomische Grundlage – als „Revolution gegen das Kapital von Karl Marx“[41] interpretiert.
Gramscis Fetischisierung der Politik zum autonomen Handlungsfeld wurde durch die Theoretiker des Operaismus weiter zugespitzt. „Daß das Niveau der kapitalistischen Entwicklung selbst vom Niveau des Widerstandes der Arbeiterschaft gegen seine Integration in den Arbeitsprozess abhänge“, ist Dominik Götz zufolge eine zentrale Bestimmung des Operaismus.[42] „Zuerst die Arbeiterklasse, dann das Kapital“, auf diese Losung brachte der Chefideologe Mario Tronti die nunmehr gültige Doktrin des Operaismus.[43] Hatte der orthodoxe Marxismus noch das Niveau der ökonomischen Entwicklung als bestimmend für den Stand des Klassenbewusstseins ausgegeben, drehte der Operaismus diese Kausaldetermination einfach um: Das Kapital agiere nurmehr im Modus des Rückzugsgefechtes gegen das aktive revolutionäre Subjekt. Darin, dass auf grundsätzlicher Ebene die Arbeiterklasse als ein solches revolutionäres Subjekt angesehen und der Standpunkt der Arbeit affirmativ eingenommen wurde, unterschied sich der Operaismus nicht vom Marxismus klassischer Provenienz. Der undialektische Gegensatz von Arbeit und Kapital bildet den übergreifenden revolutionstheoretischen Rahmen des Marxismus überhaupt, ob nun als stoisches Warten auf die Reife der Arbeiterklasse oder als aktivistische Emphase des Politizismus, der schon überall die eigene Handlungsmacht zu erkennen glaubt.
Die Kampagne „Lohn für Hausarbeit“, die im Operaismus ihren Ausgang nahm, übertrug die Widerstandsemphase von der Arbeiterklasse auf die Frauen, genauer gesagt erweiterte sie die arbeitende Klasse um die Reproduktionstätigkeiten verrichtenden Frauen. Neben der primären Widerstandsform der Arbeitsverweigerung machte man sich auch die Kampfemphase des Operaismus zu eigen, die sich bei Federici bis heute entgegen jeder Evidenz gehalten hat. Der „Kampf“ fungiert bei ihr als Lückenbüßer der mangelnden sozialen Analyse: Wenn Frauen in der Dritten Welt durch Privatisierung von Land und die Ausweitung von Cash Crops die Reste prekären subsistenzbasierten Wirtschaftens zu verlieren drohen und dagegen – zumeist freilich erfolglos – aufbegehren, sieht Federici subversive Kämpfe am Werk. Wenn sich Frauen in Chile und Peru in Gemeinschaftsküchen zusammentun, weil das die einzige Form der Reproduktion scheint, die ihre Finanzlage noch zulässt, sieht Federici subversive Kämpfe am Werk. Wenn sich in Italien alte Leute zu Pflegegemeinschaften zusammenschließen, weil der geschleifte Sozialstaat ihnen ansonsten nur das Vegetieren in Altengettos erlaubt, sieht Federici – nein, keine Krisenphänomene, sondern subversive Kämpfe am Werk. Das tatsächliche Elend der krisenbedingten Rückkehr zur Subsistenz beschreibt Mike Davis in seinem Buch „Planet der Slums“ weniger romantisch und daher realitätsgerechter, etwa am Beispiel der kongolesischen Hauptstadt: „Angesicht des Absterbens der offiziellen Stadt und ihrer Institutionen kämpfen die Kinshasaer – vor allem Mütter und Großmütter – um ihr nacktes Überleben, indem sie ihre Stadt zum Dorf machten: Sie kehrten zur Subsistenzwirtschaft und zu den traditionellen Formen ländlicher Selbsthilfe zurück. Jeder freie Quadratmeter Land, selbst der Mittelstreifen, wurde mit Maniok bepflanzt, während die ,mamas miteke‘, die Frauen, die kein Stück Land besaßen, das Gelände nach Wurzeln und anderen essbaren Pflanzen absuchten.“[44] Urban Gardening in Reinform.
Der operaistische Imperativ, den „Kämpfen“ überall den Primat einzuräumen, macht Federici blind gegenüber dem, worüber sie zu schreiben glaubt. In Wahrheit handelt es sich bei ihren vorgeblichen „Kämpfen“ um Formen des Krisenmanagements, die im Einzelnen zwar durchaus mit kritischem Impetus praktiziert werden mögen, aber eben vom „stummen Zwang der Verhältnisse“ aufgenötigt werden. Die „Politik der Commons“, von Federici als gesellschaftliche Transformationspraxis gefeiert, ist kaum mehr als ein Auswuchs gesellschaftlicher Ohnmacht krisengebeutelter Menschen, die im gegebenen Rahmen ihr Elend so gut als möglich zu verwalten suchen.
- Fazit
Die Debatte um „Hausarbeit“ der 1970er war größtenteils noch in ökonomistischen Mustern befangen. Gleichwohl finden sich in ihr einige Gedanken wie die Historisierung der Reproduktion durch Gisela Bock und Barbara Duden, ihre Formbestimmung in Differenz zur Berufsarbeit durch Ilona Ostner und andere sowie die generelle Ahnung davon, dass es sich bei der Reproduktion um die Kehrseite einer inneren Widerspruchslogik kapitaler Vergesellschaftung handeln könnte. Freilich haben auch diese Erkenntnisse ihren Zeitkern und können schon daher nicht – jenseits aller bereits genannter Unzulänglichkeiten – umstandslos angeeignet werden. Hatten die Proponentinnen der Hausarbeits-Debatte noch das fordistische Geschlechtermodell vor Augen, die Kleinfamilie mit klarer geschlechtlicher Arbeitsteilung, hat sich diese Form der Geschlechterordnung im Zuge der „Verwilderung des Patriarchats“ (Roswitha Scholz) seither immer weiter aufgelöst. Die Verweiblichung der Armut, alleinerziehende Mütter, die gesteigerte Erwerbstätigkeit von Frauen und damit einhergehend die Doppelbelastung durch Beruf und Reproduktion, die Zunahme von Gewalt gegen Frauen und von misogyn motivierten Morden – all dies steht symptomatisch für eine Entwicklung des Patriarchats, die mit den Begriffen und Theorien der 1970er kaum erfasst werden kann, sondern eine Einordnung in den globalen Krisenprozess verlangt, der nicht nur die „abstrakte Arbeit“, sondern gleichfalls das „Abgespaltene“ betrifft.
Dafür wäre es indes nötig, die Krise überhaupt als solche zu gewahren, statt sie zur bloßen Reaktion des Kapitals auf „emanzipatorischen“ Widerstand zu deuten. Silvia Federici, die bereits in den 1970ern eher der operaistischen Praxiseuphorie zuneigte, tut dies nicht. Stattdessen hat sie ihre den Verhältnissen gegenüber blinde Apotheose des Kampfes in Verbindung mit dem Bielefelder Subsistenzansatz zur zynisch anmutenden Krisenverdrängung ausgebaut. Dass sich Federici heute wieder großer Beliebtheit erfreut, kann angesichts einer Linken nicht überraschen, die sich in ihrem Praxisfetisch und der selbstgeglaubten Lüge sogenannter Handlungsmacht eine solche Umdeutung der Krise zur Subversion gerne gefallen lässt. Die Rede von den „Kämpfen“ entzieht sich einer Kritik der sozioökonomischen Verhältnisse genauso wie die poststrukturalistische Sprachmythologie und ist damit als Einspruch gegen diese nicht geeignet.
Literatur:
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Bennholdt-Thomsen, Veronika; Mies, Maria: Eine Kuh für Hillary. Die Subsistenzperspektive, München 1997.
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Bovenschen, Silvia: Die imaginierte Weiblichkeit. Exemplarische Untersuchungen zu kulturgeschichtlichen und literarischen Präsentationsformen des Weiblichen, Frankfurt a. M. 1979.
Dalla Costa, Mariarosa: Die Frauen und der Umsturz der Gesellschaft, in: dies.; James, Selma: Die Macht der Frauen und der Umsturz der Gesellschaft (Internationale Marxistische Diskussion 36), Berlin 1973, S. 27-66.
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Federici, Silvia: Der Feminismus und die Politik der Commons, in: dies.: Aufstand aus der Küche. Reproduktionsarbeit im globalen Kapitalismus und die unvollendete feministische Revolution, Münster 2020(b), S. 87-105.
Federici, Silvia: Die Reproduktion der Arbeitskraft im globalen Kapitalismus und die unvollendete feministische Revolution, in: dies.: Aufstand aus der Küche. Reproduktionsarbeit im globalen Kapitalismus und die unvollendete feministische Revolution, Münster 2020(c), S. 21-86.
Federici, Silvia: Vorwort zur Auflage von 2012, in: dies.: Revolution at Point Zero. Hausarbeit, Reproduktion und feministischer Kampf, Münster 2021(a), S. 19-21.
Federici, Silvia: Krieg, Globalisierung, Reproduktion (2000), in: dies.: Revolution at Point Zero. Hausarbeit, Reproduktion und feministischer Kampf, Münster 2021(b), S. 145-158.
Federici, Silvia: Frauen, Kämpfe um Land und Globalisierung. Eine internationale Perpsektive (2004), in: dies.: Revolution at Point Zero. Hausarbeit, Reproduktion und feministischer Kampf, Münster 2021(c), S. 225-241.
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Winker, Gabriele: Care Revolution. Schritte in eine solidarische Gesellschaft, Bielefeld 2015.
[1]Haraway (1995a), S. 63.
[2]Haraway (1995b), S. 75.
[3]Im Umfeld der Kampagne galten Frauen schlechthin als Hausfrauen, die Hausfrau fungierte als gesellschaftlicher Idealtypus. „Wir gehen davon aus, daß alle Frauen Hausfrauen sind; sogar diejenigen, die außerhalb des Hauses arbeiten, bleiben Hausfrauen.“ (Dalla Costa (1973), S. 27). Dies verweist einerseits auf die Situation der 1970er Jahre, die trotz aller Teilzeitarbeit von Frauen noch wesentlich vom „Ernährer-Hausfrau-Modell“ geprägt war, andererseits aber auch auf die ökonomistische Neigung der Kampagne, das Geschlechterverhältnis auf die geschlechtliche Arbeitsteilung zu reduzieren (siehe unten).
[4]Dalla Costa (1973), S. 41.
[5]Ebd., S. 43.
[6]Kontos, Walser (1978), S. 68.
[7]Verein für Sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis für Frauen (1978), S. 10.
[8]Marx (2008), S. 181.
[9]Ebd., S. 185.
[10]Werlhof (1978).
[11]Kontos, Walser (1978), S. 67.
[12]Scholz(2011), S. 24.
[13]Bock; Duden (1977), S. 122.
[14]Vgl. ebd., S. 125ff.
[15]Ebd., S.124f.
[16]Bovenschen (1979).
[17]Vgl. etwa Bennent (1985).
[18]Ostner (1978), S. 10.
[19]Ebd., S. 116.
[20]Kontos, Walser (1978), S. 78.
[21]Metz-Göckel (1978), S. 84.
[22]Ostner (1978), S. 185.
[23]Scholz (2011), S. 24.
[24]James (1973), S.14.
[25]Dalla Costa (1973), S.34ff.
[26]Verein für Sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis für Frauen (1978), S. 12.
[27]Werlhof (1978), S. 19ff.
[28]Ebd., S. 30.
[29]Federici (2020a), S. 113. Dieser Text erschien zuerst 1974.
[30]Federici (2021a), S. 20.
[31]Winker (2015), S. 17.
[32]Bennholdt-Thomsen, Mies (1997), S. 8.
[33]Vgl. ebd., 25.
[34]Ebd., S. 86.
[35]Vgl. Federici (2021b).
[36]Federici (2020b), S. 93.
[37]Federici (2021c), S. 241.
[38]Besonders prominent wird die Ideologie des asketischen Gesundschrumpfens von den linken wie rechten Proponenten der „Postwachstumsökonomie“ vertreten. Vgl. Späth (2016).
[39]Federici (2020c), S. 41f.
[40]Zit. n. Hobsbawm (2012), S. 292.
[41]Zit. n. Flatschart (201), S.83.
[42]Götz (2020), S. 84.
[43]Tronti (1974), S. 226.
[44]Davis (2007), S. 203. An anderer Stelle weist Davis allgemein auf die krisenbedingte Rückkehr der Subsistenz und die damit einhergehende Last für Frauen hin: „Die ökonomischen Schocks haben die Menschen in der gesamten Dritten Welt erneut auf die Ausschöpfung sämtlicher Haushaltsressourcen und insbesondere auf die Überlebensfertigkeiten und die aus der Verzweiflung geborene Findigkeit der Frauen zurückgeworfen. Als die formellen Beschäftigungsmöglichkeiten für Männer schwanden, mussten in der Regel Mütter, Schwestern und Ehefrauen weit mehr als die Hälfte der Belastungen durch die urbane Strukturanpassung auffangen.“ Ebd., S. 167.