Es ist ein Kennzeichen jeder Variante bürgerlichen Bewusstseins, dass es sich, hat es einmal einen hegemonialen Stellenwert eingenommen, bald schon wieder von der historischen Prozessualität der warenproduzierend-patriarchalen Fetischkonstitution als überholt erweist. Dabei desavouieren sich die jeweiligen Ideologien ausnahmslos dadurch, dass sie die jeweils gegebene geschichtliche Konstellation der Wert-Abspaltungs-Form analytisch fixieren, um sie gegen eine andere Epoche des Kapitalverhältnisses auszuspielen. Folgerichtig beschränkt sich der bürgerliche Kritikbegriff auch auf dieses immanente Auseinandersetzungsfeld, wobei die Kritik sich entweder positiv auf die gegenwärtige Konfiguration der Wert-Abspaltung bezieht, in deren Namen die Insuffizienz der vergangenen Epochen angeprangert wird, oder aber die Vergangenheit zu idealisieren anstrebt, in deren Glanz der Verfall der Gegenwart zum Vorschein komme. Sowohl der modernisierungsideologische als auch der verfallsideologische Bezugsrahmen verbleiben kategorial in der Positivität bürgerlichen Bewusstseins befangen, womit der eigene Kritikbegriff letztlich ad absurdum geführt wird.
Daniel Späth
Das Haltbarkeitsdatum gesellschaftlicher Konjunkturen verfällt im Zeitalter der fundamentalen Krise geradezu exponentiell. Was einst noch ganze Jahrhunderte andauerte, nämlich der Modernisierungskampf um die Anerkennung in die Wert-Abspaltungs-Form zwischen Kapitalisten- und Arbeiterklasse, ist seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts auf den Zeithorizont einer Generation zusammengeschrumpft. Erscheint die Geschichte des Akkumulations- und Unterwerfungsprozesses der Menschen unter den fetischistischen Selbstzweck, zumindest gemessen an dem universellen Leid bürgerlicher Subjektwerdung, unerträglich lang, stößt die „innere Schranke“ (Marx) des Weltkapitals das dysfunktional gewordene „Menschenmaterial“ im Zuge des Zerfallsprozesses dafür umso ruckartiger wieder aus.