Meterhohe Wellen, die in immer neuen Schüben unaufhaltsam den Erdball überrollen; Erdbeben, welche kilometerlange Risse in den Boden reißen und ganze Häuserlandschaften wie lose Pappgestelle in die Tiefe ziehen. Im Zeitalter der Fundamentalkrise ist das bürgerliche Bewusstsein besonders anfällig für Katastrophenszenarien, wie die oben skizzierten des Filmes mit dem „provozierenden“ Namen „2012“, in denen sich paradigmatisch eine zutiefst projektiv entladene Angst vor dem sukzessiven Verfall der eigenen Gesellschaft ausdrückt – im Fall Roland Emmerichs garniert mit dem Augenzwinkern des Kinoproduzenten, der um die neurotische Affinität des Krisensubjekts zu diesen Schreckensbildern weiß.
Daniel Späth
Der Titel des Buches von Joachim Bischoff: Globale Finanzkrise. Über Vermögensblasen, Realökonomie und die „neue Fesselung“ des Kapitals[1] ist noch das spannendste: Wenn ich es richtig überblicke, wird in der aktuellen Krisenliteratur im Titel nur selten eine Verbindung zwischen Vermögensblasen und Realökonomie hergestellt, und so nähert man sich dem Buch zumindest nicht mit dem üblichen Widerwillen (blendet man einmal die implizite Konsequenz des Titels aus, die wohl nur in einer „neuen Befreiung“ des Kapitals liegen kann). Doch die (kritische) Erwartungshaltung wird bereits nach wenigen Sätzen desillusioniert, wenn Bischoff prognostiziert (S. 7): „Letztlich wird aber diese Krise erst dann ausgestanden sein, wenn ihr eigentlicher Herd – die Disproportionen auf den Immobilienmärkten (!) – beseitigt ist.“ In der Krise ist nach der Krise: Dieses Motto begleitet nicht nur den steuertechnischen Wahnsinn der neuen schwarz-gelben Koalition, sondern auch sogenannte marxistische Autoren (als ein solcher sieht sich Bischoff, der dann auch Marx zitiert, wobei er ihn recht abenteuerlich interpretiert). Eine derartige Analyse begibt sich lediglich auf die Ebene der Zirkulation, was zur Folge hat, dass die Krise für Bischoff nur auf dieser Ebene stattfindet.